Trauerspiel am Theater: GAV-Streit wird immer heisser
Die Basler Theater Techniker trommeln zum Angriff

Am Theater Basel sind die technischen ­Mitarbeitenden am Anschlag. Doch die Leitung will noch mehr «flexibilisieren» – und verplappert in den Medien Vertrauliches aus den GAV-Verhandlungen. Kommt’s jetzt zum Showdown?

IM RAMPENLICHT: Gemeinsam protestieren rund 50 Theater-Mitarbeiterinnen und Gewerkschafter für bessere Arbeitsbedingungen. (Foto: Unia)

Turbulenter Saisonstart beim Theater ­Basel, wo derzeit nicht nur Theater, Oper und Ballett gemacht, sondern auch die ­Arbeitsbedingungen neu verhandelt werden. In einem offenen Brief und mit einer ­Protestaktion wandte sich das technische Personal Ende September an den Verwaltungsrat und die Theaterleitung. Nachdem letztere vertrauliche Details aus den GAV-Verhandlungen an die Medien weitergereicht hatte, entschlossen sich die Mitarbeitenden, ihre Forderungen ebenfalls an die Öffentlichkeit zu tragen. An der Protestaktion vor dem Theater nahmen etwa 50 Mitarbeitende sowie Vertreterinnen und Vertreter ihrer Gewerkschaften VPOD und Unia teil.

Ein Mitarbeiter beschreibt seinen Frust so:

Die momentane Situation in der Planung führt dazu, dass ich teilweise nur einmal in der Woche mit meiner Familie am Tisch sitze. Meine Schlafgewohnheiten muss ich der Unregelmässigkeit des Betriebs ständig anpassen – und das oft sehr kurzfristig. Kurz gesagt: Die von mir erwartete Verfügbarkeit und Flexibilität verunmöglichen ein planbares Familienleben zeitweise vollkommen.

NEUARTIGES VERHANDLUNGSFORMAT

Die GAV-Verhandlungen, die etwa 230 Mitarbeitende direkt betreffen, laufen seit fast einem Jahr. Und dies in einem neuen, in der Schweiz bisher nicht erprobten «offenen Format»: Jede Theaterabteilung stellt drei bis vier Delegierte. Insgesamt sitzen so auf der Seite des Personals 35 Mitar­beitende am Verhandlungstisch, und auch alle anderen Mitarbeitenden können als Gäste den Verhandlungen beiwohnen. Dadurch sind die Inhalte des GAV inzwischen allen viel besser bekannt. Doch ein Abschluss ist bisher nicht in Sicht. «Während die Belastung der Mitarbeitenden stetig steigt, nimmt die Lösungsbereitschaft seitens des Theaters zusehend ab», heisst es im Protestbrief.

WENIGER ODER MEHR STRESS?

Grösster Streitpunkt ist die Wochenarbeitszeit. Das Personal verlangt eine 38-­Stunden-Woche, die Theaterleitung will die Arbeitszeit nur um zwei auf 40 Stunden reduzieren und diese Neuregelung erst in vier Jahren in Kraft setzen. Zudem soll die Reduktion mit einer neuen, vollständig flexibilisierten Jahresarbeitszeit «kompensiert» werden. Das lehnt das Personal kategorisch ab, weil so während Spit­zenzeiten noch mehr Stress drohe.

Falls die Theaterleitung ihre Pläne durchstieren will, sind weitergehende Protestaktionen jedenfalls absehbar. Schliesslich hat das technische Personal den letztjährigen Lohnkampf des Basler Ballett-­Ensembles genau verfolgt. Die Tänzerinnen und Tänzer protestierten, unterstützt von der Unia, mehrmals mitten auf der Bühne. Und ernteten dafür frenetischen Applaus vom Publikum – und zuletzt mehrere Hundert Franken mehr Lohn (work berichtete).

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