Laura mal laut
Laura und die Anglerfische

Laura Gonzalez Martinez ist Verkäuferin in Zürich und Gewerkschafterin.

Ende Oktober ist wieder «24 Stunden Comics» in der Alten Kaserne in Winterthur. Da dürfen Illustratorinnen, Erzählerinnen und Kreativköpfe in 24 Stunden auf 24 Seiten ihre Geschichten darstellen. Ziemlich cool und sehr herausfordernd. Letztes Jahr habe ich nicht durchgehalten. Jetzt mache ich mir Gedanken zu meiner Geschichte für dieses Jahr. Da mei­­­ne finanzielle Situation gerade we­niger cool ist, dachte ich mir, ich schicke meine Figur Laura auf die Suche nach Geld, und zwar ganz phantastisch. Das Geld könnte im Ozean liegen, also schwimme ich runter bis zu den Angler­fischen, aber statt eines Schatzes finde ich nur Abfall. Also gehe ich zum Mars. Das «Wie» kriege ich auch gebacken, mit ­einer ex­tra­langen Leiter oder so. Tatsächlich ist ein anderer Planet irrsinnigerweise unser Plan B, um unsere Existenz zu sichern, weil wir momentan unseren Planeten buchstäblich backen und wir uns gegenseitig mit Atomwaffen bedrohen. In meinem Comic stellt sich heraus, dass auf dem Mars nur heisser Schrott ­herumliegt. Aber wenn ich runter zum Anglerfisch und rauf ins All kann, dann könnte ich auf dem Papier unsere Erde, unsere Gesellschaft ja auch ganz anders darstellen. Wo soll ich anfangen?

PHANTASTISCH

Es gibt keine Kriege mehr! Keine Milliarden für Militärflugzeuge. Niemand muss auf diese perfide Weise geschützt werden, weil es schlichtweg keine Bedrohung mehr gibt. Geschlechtsspezifische Gewalt ist kein Thema mehr, wir müssten deshalb nicht mehr um jeden Franken für Frauenhäuser kämpfen. Alle können sich frei und sorglos bewegen: Frauen, Nonbinäre, Queere, Transmenschen und Kinder. Es gibt auch keine Grenzen, die radiere ich weg. Für alle ist medizinische Grundversorgung und Nahrung vorhanden. Es gibt keine Lobbies. Es gibt keine milliardenschwere Palmölherrscher und keine Armut. Wir müssen nicht ständig bei den Wahlen gegen Verschlechterungen ankämpfen, wie so oft dieses Jahr. Wir müssen auch nicht mit 15 000 Menschen in Bern mehr Lohn einfordern, weil alle gleich viel und vor allem die gleichen Rechte haben. Alle können die Berufe, die sie möchten, stressfrei ausüben, ohne krank zu werden.

VÖLLIG ABSURD

Eine naive, einfache und langweile Geschichte, nicht? Wir Menschen können so viel. Aber zerstörerisch sein, in dem sind wir hervorragend. Völlig absurd. Drückt mir die Daumen, dass ich dieses Mal durchhalte, um meine lang­weilige Geschichte zu erzählen.

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