Das Ausmass der Taten ist abscheulich, die Beweislast aufgrund der Videos erdrückend. Der Fall scheint in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit aussergewöhnlich. Doch die beschuldigten Männer, die sind erschreckend banal. Im Fall Pelicot haben über 51 Angeklagte ausgesagt, der britische «Guardian» hat sämtliche Aussagen zusammengetragen (Achtung: Übelkeitswarnung!). Diese Männer scheinen keine Schwerverbrecher, keine Monster. Es ist der Bauarbeiter von nebenan, ein Bäcker, ein Informatiker, ein Soldat, ein Pfleger. Auch wenn sie die Vergewaltigung zugeben – was trotz Videobeweisen längst nicht alle tun –, rechtfertigen sie sich mit grauenhaften Argumenten: sie hätten nicht bemerkt, dass die Frau bewusstlos sei, einer hielt sie sogar für tot. Juristinnen und Juristen nennen das chemische Unterwerfung. Was heisst das anderes, als dass der Mann die Frau zum Objekt macht. Was sie sagt und tut, geschweige denn was sie will, spielt überhaupt keine Rolle mehr. Manche der Angeklagten sagten, sie hätten gedacht, weil der Ehemann sie eingeladen habe, habe die Frau ihr Einverständnis gegeben. Der Mann verfügt also über die Frau, besitzt sie mit Haut und Haar.