Emmenbrücke LU: Hunderte protestieren gegen Entlassungen bei Swiss Steel
«Wir haben alle Angst»

Mehrere hundert Personen demonstrieren vor dem Stahlwerk Steeltec in Emmenbrücke LU. Sie wollen die angekündigte Entlassung von 130 Mitarbeitenden verhindern. Bei der Demo kam es auch zu vielen Gesprächen zwischen Aktivistinnen des Klimastreiks und Stahlarbeitern.

GEMEINSAMER PROTEST: In Emmenbrücke LU demonstrieren die Beschäftigten des Stahlwerks mit Gewerkschaftern und Aktivistinnen des Klimastreiks. (Foto: Keystone)

Seit Ende November steht die Produktion im Stahlwerk von Emmenbrücke still und die Mitarbeitenden sind in Kurzarbeit. Einer von ihnen ist Armin Kozerac (31). Er arbeitet normalerweis am Schmelzofen, wo er den Kran bedient und die Schlacke mit Sand auskühlt. Heute marschiert er mit einer Unia-Fahne im Demonstrationsumzug durch den Regen der Vorortsgemeinde von Luzern. Zusammen mit mehreren hundert Kollegen, Aktivistinnen des Klimastreiks und Gewerkschaftern.

Zauberhafte Saläre

Kozerac sagt: «Wir alle haben Angst, denn wir wissen nicht, wen die 130 Entlassungen betreffen.» Kozerac ist in Emmenbrücke aufgewachsen und hat eine Lehre bei Von Roll gemacht. Er sagt:

Die Stahlindustrie ist in der Krise, aber das ist ein weltweites Problem und wir sollten in der Schweiz eine Lösung zusammen mit den Mitarbeitenden finden.

Armin Kozerac. (Foto: isc)

Auch Philipp Niederberger, Mitglied der Personalkommission, hat viele Fragen an das Management von Swiss Steel, den Schweizer Konzern, der das Stahlwerk in Emmenbrücke betreibt. Bei seiner Rede vor dem Firmengebäude sagt er:

Wenn es gut läuft, wird abkassiert. In der Krise werden die Leute entlassen. Aber in Emmenbrücke hat es bisher anders funktioniert.

Man habe die Krisen sozialpartnerschaftlich überstanden. Die Leute mit den zauberhaften Salären müssten jetzt auch mal zaubern können.

Vorurteile abbauen

Auch Lorenz Obrist (26) ist mit dem Klimastreik nach Emmenbrücke gereist. In seiner Rede vor den Stahlarbeitern sagt er:

Wir haben viele Gemeinsamkeiten, wir gehen für unsere Zukunft auf die Strasse und zusammen sind wir Teil der Lösung der Klimakrise.

Lorenz Obrist. (Foto: isc)

Dass es bei der Klimapolitik um Industriepolitik gehen sollte, machen die Aktivistinnen und Aktivisten auch mit einem Transparent klar. Obrist sagt: «Wir sprechen lieber vom Handabdruck als vom Fussabdruck, weil es darum geht, dass wir nachhaltig produzieren müssen.»

Im Gespräch mit den Stahlarbeiterinnen und -arbeitern habe er auch einige Vorurteile gegenüber dem Klimastreik aus dem Weg räumen können, sagt er.

ALLE MACHEN MIT: Auch die Statue vor dem Stahlwerk bekennt Farbe. (Foto: Keystone)

Entscheidungen in Bern

Unia-Präsidentin Vania Alleva sprach in Luzern, und auch die Luzerner SP-Nationalräte David Roth und Hasan Candan. Die beiden werden im Parlament mit einer überparteilichen Allianz für die finanzielle Unterstützung der Schweizer Stahlindustrie kämpfen.

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