Gewerkschaftsarbeit mal anders
Gute Arbeitsbedingungen bringt nicht der Weihnachtsmann

Mit Chlauskostüm, Rauschebart und einem Geschenkkorb voller Mandarinen hat die Walliser Unia Baustellen und Läden abgeklappert. Was steckt dahinter?

UNIA-WEIHNACHTSMÄNNER: Der Besuch bei den Büezern kam gut an. (Foto: Unia)

Ho, ho, ho! So tönte es in den vergangenen Tagen auf etlichen Grossbaustellen des Wallis. Aber auch in Verkaufsgeschäften und Gastrobetrieben tauchten Weihnachtsmänner auf. Und in ihren Geschenkkörben brachten sie nicht nur Nüssli und Mandarinen mit, sondern auch Info-Flyer zum Gewerkschaftsjahr 2024. Denn unter den Chlaus-Kutten steckten durchweg Unia-Leute! Etwa Serge Aymon, der Bauverantwortliche der Walliser Unia. Er ist noch immer beschwingt von der Aktion:

Ein einziges Gaudi war das! Überall haben die Kollegen gelacht und applaudiert, als wir so daherkamen.

EIN GAUDI: Die Weihnachtsaktion sorgte für gute Stimmung. (Foto: Unia)

Die Mandarinen seien ebenfalls begehrte Mitbringsel gewesen – und die gefütterten Arbeitshandschuhe sowieso.

Schön und gut. Aber ist das noch seriöse Gewerkschaftsarbeit? Oder nur noch Gaga-Aktionismus

Einfacher ins Gespräch kommen

Für Aymon keine Frage: «Für uns als Gewerkschaft war das ein voller Erfolg.» Dies nicht nur, weil es per se eine gute Sache sei, wenn es mal was zu lachen gebe im sonst oft bierernsten Arbeitsalltag. Sondern auch deshalb:

Wir konnten mit den Leuten sehr einfach ins Gespräch kommen und ihnen zeigen, was wir in diesem Jahr zusammen erreicht haben.

Denn eines ist für Aymon klar: «Gute Arbeitsbedingungen bringt eben gerade nicht der Weihnachtsmann, sondern nur die gewerkschaftliche Organisation!»

Tatsächlich lässt sich diese Bilanz sehen: Die Walliser Unia konnte verschiedene kantonale GAV verbessern, etwa jenen der Gebäudetechniker oder der Metallbauerinnen. Auch deren Löhne sind gestiegen. Ebenso etwa jene der Walliser Elektriker. Dies wohl nicht zuletzt wegen einer historischen Premiere: Am 16. November organisierte die Unia in Sitten die erste kantonale Lohndemo. 1000 Personen nahmen teil, immerhin 500 von ihnen waren im September schon an die nationale Lohndemo nach Bern gefahren. Und im März bodigte ein linkes Referendumskomitee – angeführt von der Walliser Unia – die von den Bürgerlichen geplante Ausweitung der Ladenöffnungszeiten. In der Volksabstimmung vermochte das Komitee beachtliche 65 Prozent der Stimmberechtigten zu überzeugen.

Offene Türen selbst bei Hardlinern

Aber zurück zu den Chläusen: Aymon sagt, er sei selbst erstaunt gewesen, was mit einer Prise Humor und etwas Selbstironie alles möglich sei. «Wir konnten einfach überall hineinlaufen und waren immer herzlich willkommen.» Das sei nicht selbstverständlich. Normalerweise komme es immer wieder vor, dass Chefs versuchten, das gewerkschaftliche Recht des Baustellenzutritts zu verhindern oder über Gebühr einzuschränken. Verkleidet als Chlaus gilt das offenbar nicht. Aymon sagt:

Wir waren total frei – sogar auf solchen Baustellen, für die wir uns sonst anmelden müssen und nur Zutritt zum Pausencontainer bekommen.

Müssen sich Arbeitgeber also künftig öfter gefasst machen auf Walliser Gewerkschaftswölfe im Chlauspelz? Aymon winkt ab. Wobei eine Wiederholung der Aktion durchaus denkbar sei.

work rät: Beim nächsten Mal den Schmutzli nicht vergessen. Und schon gar nicht seine Rute!

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