Röntgen-Streik im Spital Freiburg
Die Regierung hat den Bogen überspannt!

Am Kantonsspital Freiburg sind die medizinischen Radiologie-Technikerinnen und -Techniker in den Streik getreten. Weil die Regierung auf taub macht.

KNICKEN NICHT EIN: Die Radiologie-Technikerinnen und -Techniker des ­Kantonalspitals Freiburg. (Foto: Thierry Porchet)

Der Streik am Kantonsspital Freiburg geht weiter! Das beschlossen am 4. Februar die 80 medizinischen Radiologietechnikerinnen und -techniker, die die Bewegung tags zuvor losgetreten hatten. Sie streiken weiter, da die Kantonsregierung auf Fragen der Streikenden nicht reagiert hat. Und auch eine Resolution mit der Forderung zur «sofortigen Aufnahme von Verhandlungen» blieb unbeantwortet. 

Die Technikerinnen und Techniker fordern zusammen mit der Gewerkschaft VPOD die Rücknahme eines Beschlusses der Regierung. Diese hatte den Beruf materiell bewusst abgewertet. Die Radiologietechnikerinnen verdienen jetzt schlechter als etwa Primarschullehrer oder Sozialarbeiterinnen. Das soll sich ändern. Sie fordern eine Erhöhung der Lohnkategorie um zwei Stufen. Legitimiert sehen sich die Streikenden nicht zuletzt durch ihre zunehmende Verantwortung und den steigenden Druck, der von der Regierung ignoriert werde. Der VPOD betont:

Jeden Tag betreuen die Radiologietechniker Patienten, deren Leben auf dem Spiel steht.

Zudem erinnert die Gewerkschaft daran, dass die Radiologietechniker nur 1 Prozent der Gesundheitsfachkräfte ausmachen, aber 82 Prozent der Patienten in Notaufnahmen und auf Intensivstationen betreuen. Sogar 100 Prozent seien es bei den onkologischen Fällen. 

Realitätsferne Regierung

Die Resolution kritisiert auch die «völlig realitätsferne» Haltung der Regierung. Diese sei offenbar der Ansicht, dass die Kommunikationsaufgaben der Radiologietechniker vergleichbar mit jener in einer Hotelrezeption seien. Dabei gehe es im Spital nicht um Hotelgäste, sondern um schwerkranke Menschen und präzise Anweisungen der Ärztinnen und Ärzte. Ausserdem verstehe die Regierung nicht, dass diese Fachkräfte oft mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen und in äusserst komplexen und stressigen Situationen bestehen müssten. Dass daneben noch Praktikanten und Lernende ausgebildet werden müssen, habe die Regierung erst recht nicht auf dem Schirm. 

Breite Unterstützung

Die Streikenden werden von anderen Beschäftigten des Gesundheitswesens, mehreren Gewerkschaften, darunter der Unia, und linken Parteien unterstützt. Am Dienstagmorgen wurden sie auch von SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard ermutigt.

Der Staatsrat sieht den Streik weiterhin als unzulässig. Doch der VPOD und sein Präsident, der aufs Streikrecht spezialisierte Anwalt Christian Dandrès, erinnerten letzte Woche daran, dass «alle im Gesetz über das Staatspersonal des Kantons Freiburg vorgesehenen Bedingungen erfüllt» seien. Erstens weist die Gewerkschaft darauf hin, dass das Schlichtungsorgan am 17. Januar eine Nichteinigungsurkunde ausgestellt hat, nachdem sich die Regierung geweigert hatte, mit dem Personal in einen Dialog zu treten. Zweitens werde ein Mindestdienst, wie ihn das Personalgesetz verlangt, gewährleistet. Notfälle und wichtige Behandlungen seien vom Streik nicht tangiert. Und drittens handle es sich um einen «absolut verhältnismässigen» Streik.

* Aline Andrey ist Redaktorin bei der französischsprachigen Unia-Zeitung «L’Evénement syndical». 

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