Autor

Marie-Josée Kuhn

Editorial

Zur Sonne, zur ­Freiheit

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Nicht oft, aber unverhofft. Und jetzt gerade im Wallis. Genauer im Bergdorf Grengiols, das sie «Grängelsch» aussprechen. Das Bergdorf mit rund 450 Seelen ist berühmt für seine wildgelben Tulpen, die «Grängijer Tulpa». Und neuerdings auch für seinen Gemeindepräsidenten Armin Zeiter. Er ist ein Mann, der sich traut. Und will im Sa­flischtal die solare Revolution einläuten. Sie heisst Grengiols Solar. An den Sonnen­hängen des Hochtals soll auf rund fünf Quadrat­kilo­metern der grösste Solarpark der Schweiz entstehen. Zeiter sagt: «Eine sensationelle Idee!»

Editorial

Endlich wieder ­anbändeln!

Er ist rot, mit schwarzen oder goldenen Lettern drauf, und manchmal hat er am unteren Rand sogar zwei Wimpel: der 1.-Mai-Bändel. Und wer ihn zu sehr anbändelt, bringt ihn fast nicht mehr los. Denn der kämpferische Bändel haftet zäh und stolz mit seinem leichten, seidenen Glanz. Zu Recht: Seit den ersten Schweizer 1.-Mai-Feiern in den 1890er Jahren gehört er schliesslich dazu.

Editorial

Tag 48 im Krieg*

Bomben, Zerstörung und Tod: Das Leid der ukrainischen Bevölkerung ist erdrückend. Und die Bilder der Greuel­taten von Butscha sind nur noch verstörend. Sie stürmen auf uns ein. Sie erobern uns im Sturm. «Wie sollen wir darauf reagieren?» So fragt die deutsche Journalistin und Buchautorin Kathrin Gerlof zu Anfang ihres Essays in dieser Ausgabe. Sollen wir mit Rache reagieren? Mit mehr Waffen? Oder mit Ignoranz? Damit steckt Gerlof das grosse Dilemma ab, in das uns diese Bilder des Grauens stürzen. Sie findet überhaupt erst mal Worte für das Unsägliche. Und das tut gut. Gerlof analysiert nicht den Krieg, sondern das, was er mit uns macht.

Editorial

Sprechende Bilder

37. Kriegstag: Innert eines Monats wurden in der Ukraine mehr als 10 Millionen Menschen gezwungen, um ihr Leben zu rennen und ihre Häuser und Habseligkeiten zu verlassen. Mehr als 6,5 Millionen Menschen sind innerhalb der Ukraine vertrieben worden, über 3,7 Millionen Menschen mussten aus dem Land fliehen. Das vermeldet das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen UNHCR. Und täglich werden es mehr. Heute, über einen Monat nach Kriegsbeginn, leben die Menschen in der Ukraine in ständiger Angst. Bombardierungen zwingen sie, sich in Bunkern zu verschanzen.

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Fragen zum Krieg

Je länger Putins Krieg gegen die Ukraine dauert, desto mehr Fragen tauchen auf. Grosse Fragen, schwere Fragen, existentielle Fragen. Ökonomische Fragen, humanitäre Fragen, aber auch Fragen zu einer friedlicheren Weltordnung. Auf den 9 Sonderseiten zum Krieg und seinen Auswirkungen in dieser Ausgabe schwingen sie mit. Es sind Fragen, auf die wir noch keine befriedigenden Antworten haben. Aber wir listen sie hier einmal auf. Ungeordnet und unvollständig. Und versprechen: wir bleiben dran!

Editorial

Krieg macht tot

Plötzlich sind nicht mehr alle Epidemiologen. Plötzlich sind alle Russland- und Ukraine-Expertinnen. In den sozialen Medien und auch sonst. Selbst die, die vor wenigen Tagen noch das Ikea-Logo mit der ukrainischen Flagge verwechselt hätten. Entsprechend unterkomplex ist denn auch der Verarbeitungsgrad des neuen, furchterregenden Kriegs in Europa.

Editorial

Zucker und Zunder

Mit ein bisschen Zucker drauf oder Butter geht alles gleich besser runter. Das weiss die Volksweisheit. Und hilft auch der Politik. Komplizierte Stempelsteuer? Trockene Alpeninitiative? Mit Jacqueline Badran oder Hansruedi Stadler rutschten beide Vorlagen gut: Nein zur Stempelsteuer! Und Ja zur Alpeninitiative! Zwei Siege für Rot-Grün. Zwei Siege einer Politik mit Gesicht. Letzterer war 1994 und kam überraschend. Befördert hatte ihn CVP-Landammann Stadler.

Editorial

Freudentage

Quarantäne-Pflicht weg, Homeoffice-Pflicht weg, fallen demnächst auch das Zertifikat und die Maskenpflicht im öffentlichen Raum? Gegen den massiven Druck der Wirtschaft gibt es im Bundesrat kein Halten mehr. Eine Gewerblerfront fordert sogar einen «Tag der Freiheit»: Alle Corona-Massnahmen sollen an einem Tag fallen. Aber nicht immer sind Rückübersetzungen aus dem Englischen frei von Fallen. «Tag der Freiheit» heisst auch ein Propagandafilm der Nazi-Ikone Leni Riefenstahl über den siebten Reichsparteitag der NSDAP von 1935.

Editorial

Besteuert uns!

Millionäre, die mehr Steuern zahlen wollen? Und laut schreien: «Tax me now!» Besteuert mich, jetzt! Tja, es gibt eben nichts, was es nicht gibt. Diese Woche haben 102 Millionärinnen und Millionäre einen offenen Brief an alle Teil­nehmenden des Welt-Geldsack-Forums WEF geschickt. Dieses findet auch im Jahr 2 von Corona online statt. Und sie hauen darin mit der Faust auf den digitalen Tisch. Weil sie die Nase voll haben von der tödlichen Ungleichheit. ­Pervers, aber wahr: Die Coronakrise hat die Reichsten dieser Welt noch reicher gemacht. Und die Armen zahl­reicher. So konnten die weltweit 2755 Milliardärinnen und Milliardäre ihr Vermögen seit Beginn der Pandemie stärker vermehren als in den gesamten 14 Jahren zuvor.