Autor

Marie-Josée Kuhn

Editorial

Zum ersten Mal

Die Greta-Wahlen haben uns Frauen ganz schön viele Zum-ersten-Mal-Erlebnisse beschert: Zum ersten Mal haben wir im Nationalrat 84 von 200 Sitzen. Und 12 Stände­rätinnen, davon 11 neue. Zum ersten Mal schicken sieben Kantone eine Frau nach Bundesbern. Obwalden und Zug hatten dort überhaupt noch nie eine. Baselland, Freiburg, Tessin, Wallis und Uri noch nie eine Ständerätin. Das ändert sich jetzt schlagartig. Dank der Schubkraft des Frauenstreiks. Mehr noch: Zum ersten Mal sind die Frauen in den Bundeshausfraktionen der Grünen und der SP in der Mehrheit. Und selbst die grösste Macho-Partei hat neuerdings einen Frauenanteil von 24 Prozent in ihrer Fraktion. Wiewohl die SVP im Stöckli zu 100 Prozent testosteron­gesteuert bleibt.

Editorial

Wenn Mauern fallen

Selbst Max Frisch hatten die Schlapphüte von der Schnüffelpolizei im Visier. Überwachen den Schriftsteller und notieren fleissig: wohin er reist, mit wem er verkehrt, was er unterschreibt und: dass sich seine Tochter «im Kreise der ‹Progressiven Mittelschüler CH›» tummelt. Selbst im grossen Frisch, diesem Patrioten und Demokraten, sieht der Schweizer Staatsschutz einen Staatsfeind. Es herrscht der Kalte Krieg. Und ätzender Antikommunismus. Auf dem rechten Auge blind, fichieren die Schnüffler blindwütig vor allem Linke, Gewerkschafterinnen, Journalisten, soziale Bewegungen und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International. Ein Drittel aller in der Schweiz lebenden Ausländerinnen und Ausländer sind erfasst, als der Fichenskandal 1989 auffliegt. Eine parlamentarische Untersuchungskommission war bei ihrer Arbeit auf ein bisher geheimes politisches Überwachungs­system bei der Bundesanwaltschaft gestossen. Diese hat Fichen von 900'000 Menschen angelegt. Die Schweiz erbebt im Schock.

Editorial

Neue Frauen. Neue Politik.

Mit ihrem Song sang sie sich mitten ins Herz der Frauenbewegung: «Neue Männer braucht das Land!» Keine Frauendisco, keine Frauendemo, an denen Ina Deter nicht losgeschmettert hätte: «Ich sprüh’s auf jede Wand: Neue Männer braucht das Land!» Das war in den 1980ern. Und nun, Jahrzehnte später, können wir jubeln: Neue Frauen hat das Land! Und wie: Allein von rot-grüner Seite ziehen 19 neue Frauen ins Bundeshaus ein. Und es könnten noch mehr werden. Nach den zweiten Wahlgängen für den Ständerat: In Zürich, in Bern, in Basel-Land, in Genf und in der Waadt haben Frauen gute Chancen, den Sprung ins Stöckli zu schaffen.

Editorial

Avanti popolo!

Die Debatte ist eröffnet. In der letzten Ausgabe präsentierte work exklusiv den grossen ökosozialen Klima-Umbauplan in 19 Schau­tafeln. Er zeigt ganz konkret auf, technisch und politisch, dass eine CO2-neutrale Schweiz möglich ist. Und zwar nicht erst ab 2050, wie das der Bundesrat will. Sondern schon ab 2030. Mit dieser Pionier­leistung haben wir der Klima­debatte Schub verliehen. Das zeigen auch die engagierten Reaktionen unserer Leserinnen und Leser. Und wir befeuern sie in dieser Nummer noch, indem wir Rot-Grün in den Klima-Schwitz­kasten nehmen. Pünktlich zum Wahlwochenende stellen wir ­Grünen-Chefin Regula Rytz und SP-Chef Christian Levrat 10 heisse Fragen zum öko­sozialen Umbau der Schweiz, den die Grünen etwas schneller haben möchten als die Roten. Die CO2-Netto-Null fordert Rytz ab 2030. Levrat «so bald wie möglich, aber allerspätestens 2050».

Editorial

Klima, wir kommen!

(Fast) alle reden von der Klimakrise. Und dank dem Druck der Strasse bewegt sich politisch auch etwas. Die deutsche Regierung hat ein eher zaghaftes Klimaschutzprogramm beschlossen. Aber immerhin! Und auch das Bundeshaus kommt langsam in die Gänge. Dies, obwohl die Schweiz Deutschland in Sachen erneuerbare Energien weit hinterherhinkt. (Fast) alle geben sich und haben also ihre Mühe mit dem ökosozialen Umbau. Doch niemand hat bisher konkret aufgezeigt, dass dieser machbar ist. Dass eine Netto-Null-Schweiz beim CO2 sogar bis 2030 machbar ist. Wie dies die Klimabewegung fordert. Jetzt präsentiert work den grossen Klima-Umbauplan in 19 Schautafeln.

Editorial

Wer regiert die Schweiz?

Politik ist käuflich. Das wissen wir schon seit Hans Tschänis Grundlagenwerk über die Schweizer Filzokratie von 1983. Aber erst jetzt wissen wir ein bisschen mehr über die Dimensionen in Franken: Alleine die Versicherungen, Krankenkassen und der Finanzplatz erkaufen sich ihre Bundeshaus-Politikerinnen und -Politiker mit geschätzten 6,5 Millionen Franken pro Jahr. Ein Mandat von einer Krankenkasse schenkt mit 12'839 Franken ein. Eines in der Finanz­branche mit fetten 63'427 Franken.