Dossier
Die Lohnverhandlungen im Bauhauptgewerbe starten mit einem Affront: Die Meister verweigerten in der ersten Runde partout ein Angebot für eine generelle Lohnerhöhung. Und das, obwohl ihre Umsätze überborden, während die Reallöhne der Büezer seit 2016 sinken.
Immer produktiver, doch real weniger Geld im Sack – das ist in den letzten Jahren die bittere Realität für die meisten Lohnabhängigen in der Schweiz. Die Gewerkschaften fordern jetzt bis zu 5 Prozent mehr Lohn. Und sie haben gute Gründe.
Teuerung, Wohnkosten, Krankenkassenprämien – die Kaufkraft der Lohnabhängigen schwindet rapide. Doch ganz oben kassieren Abzocker-Manager weiter dreist ab, und die Aktionäre sacken Rekord-Dividenden ein.
Die Stundenlöhne sind in der Schweiz preisbereinigt seit 1991 um 13 Prozent gestiegen, das sagt uns der Lohnindex des Bundesamtes für Statistik (BFS). Pro Jahr sind das im Durchschnitt 0,4 Prozent. Dabei gab es zwei längere Phasen, während deren die Kaufkraft stagnierte oder sogar zurückging.
Bald findet die grosse Lohndemo in Bern statt. Am 21. September werden wir, gemeinsam mit euch, auf die Strasse gehen und für bessere Löhne kämpfen. Wir waren in Bern unterwegs und haben die Leute gefragt, wie zufrieden sie mit den Schweizer Löhnen sind.
Wir waren am letzten Samstag am Gurtenfestival in Bern und haben die Leute über ihren Lohn ausgefragt. Was die Festivalbesucherinnen und Besucher arbeiten und wie viel sie verdienen.
Ob Bäckerin, Pflegerin, Kita-Betreuer, Feinmechanikerin, Maurer oder ICT-Fachfrau: Ohne die zahlreichen Berufsleute geht in der Schweiz nichts. Sie verrichten unerlässliche Arbeit, sind dank der Lehre gut ausgebildet und bringen oft einen breiten Erfahrungsschatz mit. Trotzdem verdienen viele von ihnen schlecht.
Die Kaufkraft der meisten Menschen in der Schweiz nimmt ab: Die Löhne und Renten sinken oder stagnieren, die Krankenkassenprämien explodieren, die Wohnkosten steigen massiv, und der Inhalt des Einkaufwägelis wird immer teurer. Das ist keine Naturkatastrophe, sondern die Folge politischer Entscheidungen. Diese sind änderbar. Und darum lohnt es sich, für mehr Lohn und Rente, für mehr Prämienverbilligungen und tiefere Mieten zu kämpfen. In den Betrieben, an der Urne – und am 16. September in Bern auf der Strasse.
