Am 14. Juni 2019 findet der zweite Frauenstreik statt. Es geht um Lohngleichheit und unbezahlte Hausarbeit. Um Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und um das Ende von Sexismus und Gewalt. work berichtet laufend über die Streik-Gründe, die Protagonistinnen, die beteiligten Organisationen und geplante Aktionen.
Gestern Abig kam mein Nachbar Pfeuti zu mir und war ganz aufgeregt. Sein Mami sei im Spital, Oberschenkelbruch, mit 71, aber sie könne nur sechs Tage bleiben, dann müsse sie raus, eine Riesensauerei für so eine alte Frau. Ich machte zwei Biere auf. Sie könne natürlich nicht heim, und was jetzt? Er sei doch ein Einzelkind! «Keine Ahnung», sagte ich. Pfeuti stöhnte.
Beim Lohn ist es bekannt, bei der Altersvorsorge kaum: Das Geschlecht bestimmt mit, wer wie viel hat. Frauen in der Schweiz bekommen im Durchschnitt 37 Prozent weniger Rente als Männer. 2012 machte das 19'585 Franken aus, pro Jahr und pro Frau. work zeigt, woran es liegt.
Die mageren politischen Jahrzehnte sind endlich vorbei: Die Klimajugend wagt den Aufstand. Weltweit. Weil es keinen Planeten B gibt. Weltweit protestieren und streiken auch die Frauen. Für mehr Lohn, mehr Zeit und für Respekt. Plötzlich ist wieder Bewegung in der Welt, Power und Hoffnung. Plötzlich wollen wieder Hunderttausende die Welt verändern. Halten eine bessere Welt für möglich: eine frauenfreundlichere, gerechtere, ökologischere und friedlichere Welt. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, existenzsichernde Renten, eine gerechte Verteilung von Haus- und Sorgearbeit, eine CO2-neutrale Schweiz bis 2030 und dass «man die Hauptverantwortlichen für den Klimawandel, die Grosskonzerne und die Banken, zur Rechenschaft zieht».
Habt ihr amigs auch dökterlet? Ja gäll! Aber «pflegerlet» habt ihr sicher nie. Dabei gibt’s viel mehr Pflegerinnen als Dökter, aber sie verdienen viel weniger. Und haben komische Arbeitsbedingungen. Meine Freundin Schaggä (kommt von Jacqueline), die ist Pflegerin, also Pflegefachfrau, in einem Riesenspital.
In rund drei Monaten ist es soweit: Am 14. Juni ist Frauenstreik. Es geht um Lohngleichheit und unbezahlte Hausarbeit. Um Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und um das Ende von Sexismus und Gewalt.
Juristin Carla Quinto begleitet in Rom misshandelte Frauen durch den «langen, schmerzhaften Rechtsweg». Die Feministin rührt aber auch die Werbetrommel für einen Frauenstreik am 8. März – gegen Italiens Macho-Regierung.
Weniger Lohn, weniger Rente, häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung und jede Menge Gratisarbeit: «Jetzt reicht’s!» sagen Moira Walter (23), Stefanie von Cranach (27) und Alexandrina Farinha (58). Sie engagieren sich schon heute für den Frauenstreik vom 14. Juni.
Danke, Donald Trump: Seit es ihn gibt im Weissen Haus, gibt es auch eine neue Frauenbewegung. Und sie verbreitet sich wie ein lila Lauffeuer. Nicht mit uns, sagen die Polinnen zu ihrer katholisch-konservativen Rechtsregierung und deren Plänen für ein Abtreibungsverbot. Und die Spanierinnen rufen: «Schluss mit diesem Machismo!» Letztes Jahr, am grossen Frauenstreik, waren sie sechs Millionen. Und sie wollen es schon wieder tun: Am 8. März, am internationalen Frauentag, soll alles ruhen, zu Hause, am Arbeitsplatz und in der Schule. «Das ist ein echter Generalstreik», sagt Mitorganisatorin Chelo Hernández. Sie ist streikerprobt und wild entschlossen. Doch nicht nur sie: Von Rio bis nach Kerala brechen die Frauendemos nicht ab. «Jetzt müssen wir einfach», sagt Alexandrina Farinha. Die Wahlgenferin ist aktiv im Genfer Streikkomitee für den Frauenstreik am 14. Juni.
Meine Nichte (7) hat jetzt einen Lehrer als Lehrerin, also en Maa. Dasch es Züüg, weil es gibt an der Schule öppe 20 Lehrerinnen und nur einen einzigen Lehrer. Den Herrn Ineichen. Er kommt mit dem Skateboard und tschuttet 2. Liga. Meine Nichte findet ihn vor allem deshalb ok, weil sie jetzt das Guete-Morge-Lied nicht mehr so höch singen müssen.
Bauernfrauen chrampfen den ganzen Tag, meist ohne Lohn und Sozialversicherungen. Das muss sich ändern, sagt die Präsidentin der Landfrauen, Christine Bühler.