Die Briefträgerin & die Internationale
Der 1. Mai ist vorüber. Die Briefträgerin hatte sich auf die Demonstration gefreut, die heute öfter Umzug genannt wird, was an Räbeliechtli und Läsetsunntig erinnert.
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Der 1. Mai ist vorüber. Die Briefträgerin hatte sich auf die Demonstration gefreut, die heute öfter Umzug genannt wird, was an Räbeliechtli und Läsetsunntig erinnert.
Zum Krieg und anderen, weltweiten Schrecken hinzu kam eine Katastrophe in der Briefträgerin kleinem Leben: die Wohnungskündigung.
Kürzlich lernte die Briefträgerin einen einen Heavy-Metal-Schlagzeuger, der ein sehr feines Buch geschrieben hat. Über einen Briefträger.
In dieser von Kriegen und Gewalt verdunkelten Zeit erhielt die Briefträgerin von einer Nachbarin einen Tipp: Eine «Sternstunde Philosophie» im Schweizer Fernsehen SRF, es gehe um Pazifismus.
Was kann geschrieben werden in diesen schrecklichen Zeiten, das nicht belang- und bedeutungslos wäre angesichts des Weltgeschehens? Die Briefträgerin hatte etwas im Sinn.
Die Briefträgerin war am Werweissen, was sie für die nächste Ausgabe der work-Zeitung schreiben solle. Da gab ihr die Nacht einen Traum ein.
Die Briefträgerin trägt ja so allerlei Zeitungen und Zeitschriften aus. Darunter das A-Bulletin. Es war ihr von früher ein Begriff, doch hatte sie es unterdessen vergessen. Bis sie es nun immer mal wieder in Händen hielt.
Die Postangestellten erhielten von ihrem Duzfreund und Postchef Roberto Cirillo eine Weihnachtskarte, worin er für das Engagement dankt, seiner Freude über den gemeinsamen Weg zur «Post von morgen» Ausdruck verleiht und alles Gute wünscht.
Der See lag grau in seinem Becken, ob der Himmel ihn spiegelte oder umgekehrt, war nicht zu sagen. Braun, grün, dunkelblau die übrigen Farben. Die Briefträgerin fuhr im Zug und las, wenn sie nicht hinausschaute, die «Gazette», das «Kundenmagazin» (!) der BLS.
Die Briefträgerin erhielt eine Postkarte aus Venedig. Grüne Wellen, ein rotweisses Boot, beladen mit Paketen. Grusstext der Freundin: «So wird in Venedig die Post ausgetragen.» Das Herz der Briefträgerin schlug höher. Gleichzeitig fragte sie sich: «Wieso eigentlich?»
«Wir bauen nicht ab, wir bauen um!» Immer wenn die Briefträgerin an diesen Post-Slogan denkt, kommt ihr in den Sinn, wie ein Bekannter einmal auf einem Flugblatt von der «geschwätzigen Form des Verschweigens» schrieb.
Die Briefträgerin wurde gefragt, ob sie für diese Ausgabe etwas zum Thema «Jubiläum» schreiben könnte. Denn work wird ja 20 Jahre alt. Einen Moment war sie ratlos, dann keimten erste Ideen. Jubiplärium, wie es im Berner Oberland zum Spass heisst – was könnte es bei der Post zu feiern geben?