Die Briefträgerin & die Maschinen
Die Briefträgerin begegnete einem jungen Kollegen vom alten Arbeitsort. «Seit der letzten Reorganisation haben wir Megatouren», berichtete der Kollege.
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Die Briefträgerin begegnete einem jungen Kollegen vom alten Arbeitsort. «Seit der letzten Reorganisation haben wir Megatouren», berichtete der Kollege.
Kürzlich hörte die Briefträgerin wieder einmal einen Kollegen über die Quereinsteiger und -einsteigerinnen wettern. Dass sie von der Strasse kämen oder aus dem Haushalt und meinten, sie könnten einfach so Briefträger, Briefträgerin sein.
Es war einfach nur mühsam. Den ganzen Frühling und Vorsommer hindurch nur einmal Regen. Dann eine kurze Aufhellung, und schon wieder wurde das Wetter grau und nass und kalt.
«Jetzt wird gerechnet.» Unter diesem Motto bietet das Bildungsinstitut der Gewerkschaften, Movendo, einen «Rentenplanungskurs» an. Die Briefträgerin ergatterte einen Platz in Olten. Der Kursleiter war in seinem Element: etwas Politik, etwas Hintergrund, vor allem aber «die Logik hinter der schweizerischen Altersvorsorge».
An einem morgendlichen «Briefing» (für die Briefträgerinnen und Briefträger …) wurde mitgeteilt, dass die Post die Briefeinwurfleerungen deutlich reduzieren wolle.
Die Briefträgerin kennt wieder mehr Leute, die beim RAV angemeldet sind. Und wird dadurch auch an ihre eigenen Erfahrungen erinnert.
Kürzlich rief eine Kollegin den Namen der Briefträgerin aus. Diese meldete sich und fragte halb im Scherz: «Was habe ich wieder falsch gemacht?»
Die Briefträgerin kennt es, das Wir-Gefühl in Bezug auf die Post. Weniger stark als auch schon, aber noch unverkennbar. Sie erzählte bereits davon. Und ihre Kolleginnen und Kollegen? «Es ist schon anders als früher», sagt Therese.
Nun arbeitet die Briefträgerin schon mehr als ein Dutzend Jahre für die Post. Ihr Herz schlägt nicht mehr höher bei jedem gelben Töffli, das sie sieht. Und doch entgeht ihr kaum eines, das in ihrer Nähe vorbeihuscht.
Es gibt schöne Redensarten. Der Abschiedsgruss «schönes Wochenende» an die Adresse der Arbeitskolleginnen und -kollegen, am Freitag oder Samstag geäussert, gefällt der Briefträgerin zum Beispiel sehr.
Als die Briefträgerin Briefträgerin wurde, 1990 und definitiv 2007, waren die Frauen in diesem Beruf noch gewaltig in der Minderzahl. Seither haben sie aufgeholt, bilden geschätzt noch nicht die Hälfte des Personals, aber beinahe. Was die konkrete Arbeit angeht, herrscht zwischen den Briefträgerinnen und Briefträgern Gleichheit. Alle machen alles.
Kürzlich am frühmorgendlichen Briefing (hat nichts mit Brief oder Briefträgerin zu tun, sondern bedeutet neudeutsch «Einsatzbesprechung») informierte der Teamchef darüber, dass die Beachtung der Pausenvorschriften zur Chefsache erklärt worden sei. Da trotz wiederholten Mahnungen viel zu oft die Pausen nicht eingehalten würden.