Anne-Sophie Zbinden

Editorial

Anne-Sophie Zbinden ist die Chefredaktorin von work.

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Tag 48 im Krieg*

Bomben, Zerstörung und Tod: Das Leid der ukrainischen Bevölkerung ist erdrückend. Und die Bilder der Greuel­taten von Butscha sind nur noch verstörend. Sie stürmen auf uns ein. Sie erobern uns im Sturm. «Wie sollen wir darauf reagieren?» So fragt die deutsche Journalistin und Buchautorin Kathrin Gerlof zu Anfang ihres Essays in dieser Ausgabe. Sollen wir mit Rache reagieren? Mit mehr Waffen? Oder mit Ignoranz? Damit steckt Gerlof das grosse Dilemma ab, in das uns diese Bilder des Grauens stürzen. Sie findet überhaupt erst mal Worte für das Unsägliche. Und das tut gut. Gerlof analysiert nicht den Krieg, sondern das, was er mit uns macht.

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Sprechende Bilder

37. Kriegstag: Innert eines Monats wurden in der Ukraine mehr als 10 Millionen Menschen gezwungen, um ihr Leben zu rennen und ihre Häuser und Habseligkeiten zu verlassen. Mehr als 6,5 Millionen Menschen sind innerhalb der Ukraine vertrieben worden, über 3,7 Millionen Menschen mussten aus dem Land fliehen. Das vermeldet das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen UNHCR. Und täglich werden es mehr. Heute, über einen Monat nach Kriegsbeginn, leben die Menschen in der Ukraine in ständiger Angst. Bombardierungen zwingen sie, sich in Bunkern zu verschanzen.

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Fragen zum Krieg

Je länger Putins Krieg gegen die Ukraine dauert, desto mehr Fragen tauchen auf. Grosse Fragen, schwere Fragen, existentielle Fragen. Ökonomische Fragen, humanitäre Fragen, aber auch Fragen zu einer friedlicheren Weltordnung. Auf den 9 Sonderseiten zum Krieg und seinen Auswirkungen in dieser Ausgabe schwingen sie mit. Es sind Fragen, auf die wir noch keine befriedigenden Antworten haben. Aber wir listen sie hier einmal auf. Ungeordnet und unvollständig. Und versprechen: wir bleiben dran!

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Krieg macht tot

Plötzlich sind nicht mehr alle Epidemiologen. Plötzlich sind alle Russland- und Ukraine-Expertinnen. In den sozialen Medien und auch sonst. Selbst die, die vor wenigen Tagen noch das Ikea-Logo mit der ukrainischen Flagge verwechselt hätten. Entsprechend unterkomplex ist denn auch der Verarbeitungsgrad des neuen, furchterregenden Kriegs in Europa.

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Zucker und Zunder

Mit ein bisschen Zucker drauf oder Butter geht alles gleich besser runter. Das weiss die Volksweisheit. Und hilft auch der Politik. Komplizierte Stempelsteuer? Trockene Alpeninitiative? Mit Jacqueline Badran oder Hansruedi Stadler rutschten beide Vorlagen gut: Nein zur Stempelsteuer! Und Ja zur Alpeninitiative! Zwei Siege für Rot-Grün. Zwei Siege einer Politik mit Gesicht. Letzterer war 1994 und kam überraschend. Befördert hatte ihn CVP-Landammann Stadler.

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Freudentage

Quarantäne-Pflicht weg, Homeoffice-Pflicht weg, fallen demnächst auch das Zertifikat und die Maskenpflicht im öffentlichen Raum? Gegen den massiven Druck der Wirtschaft gibt es im Bundesrat kein Halten mehr. Eine Gewerblerfront fordert sogar einen «Tag der Freiheit»: Alle Corona-Massnahmen sollen an einem Tag fallen. Aber nicht immer sind Rückübersetzungen aus dem Englischen frei von Fallen. «Tag der Freiheit» heisst auch ein Propagandafilm der Nazi-Ikone Leni Riefenstahl über den siebten Reichsparteitag der NSDAP von 1935.

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Besteuert uns!

Millionäre, die mehr Steuern zahlen wollen? Und laut schreien: «Tax me now!» Besteuert mich, jetzt! Tja, es gibt eben nichts, was es nicht gibt. Diese Woche haben 102 Millionärinnen und Millionäre einen offenen Brief an alle Teil­nehmenden des Welt-Geldsack-Forums WEF geschickt. Dieses findet auch im Jahr 2 von Corona online statt. Und sie hauen darin mit der Faust auf den digitalen Tisch. Weil sie die Nase voll haben von der tödlichen Ungleichheit. ­Pervers, aber wahr: Die Coronakrise hat die Reichsten dieser Welt noch reicher gemacht. Und die Armen zahl­reicher. So konnten die weltweit 2755 Milliardärinnen und Milliardäre ihr Vermögen seit Beginn der Pandemie stärker vermehren als in den gesamten 14 Jahren zuvor.

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Wir haben es in der Hand

Alpha, Beta, Gamma, Delta, Omikron: Bald können wir schon das halbe griechische Alphabet auswendig. Und das nur wegen Sars-CoV-2. So nannten wir das Coronavirus vor bald zwei Jahren, als es uns, von Italien heranrollend, einholte. Und aufschreckte. Solch tödliche Viren, das gibt’s doch in Afrika, das gibt’s doch nicht bei uns! So dachten wir damals in unserer ganzen Wohlstandsverwöhntheit. Und nicht wenige denken immer noch, Corona könne ihnen nichts an­haben. Obwohl ein hartes Triage-Regime in den Spitälern näher rückt.

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Vive les smoodeurs!

Das Zürcher Luxushotel Baur au Lac ist zwar noch kein Take-away. Doch letzte Woche bot es seiner Klientel ein «Thanksgiving @ Home» an. Schon ab 340 Franken gab es einen saftigen Truthahn, ofengeschmort vom Sternekoch, dazu glasierte Marroni, Rotkraut und Cranberry-Jus. Für einen kleinen Aufpreis war auch Champagner zu haben oder der passende Rote. Alles frei Haus. Bis in die gute Stube geliefert. Aber nicht vom Hotelportier. Auch nicht von einem dieser internationalen Kurierkonzerne, die ihr Personal mit lottrigen Drahteseln und grellen Uniformen losschicken. Nein, das feine Haus vertraut auf Smood.

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Lasst sie nicht durchtrycheln!

Jetzt kämpfen wir also schon gegen die fünfte Coronawelle. Die Infektionen steigen ungemütlich an. Seit dem 15. November gilt in Österreich ein Lockdown für Ungeimpfte. Doch die Schweiz bleibt lari-fahrig (Stand 17. November). Und da steh ich also an einer Haltestelle, als ein Mann kommt mit einem Zylinder. Ich denke noch: Ob das ein Aluhut ist? So ein Verschwörungstheoretiker? Und lese auf seinem Hut: «Kein Sex mit Geimpften», Ausrufezeichen!

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Maskenlose Freiheit

Endlich können wir wieder in die Beiz! Und erst noch ohne Maske. Zertifikat sei Dank! Und endlich können wir die Feste wieder feiern, wenn sie fallen: Das Fest zu 20 Jahren work in der «Heiteren Fahne» in Bern jedenfalls war sehr, sehr heiter. Davon zeugen die tollen Bilder von Fotograf Matthias Luggen. Wieder einmal feiern und tanzen «oben ohne» – und alle lassen ihre Masken fallen. Kein Wunder, unterstützt die Mehrheit der Bevölkerung die Zertifikatspflicht, wie die Corona-Umfrage der SRG zeigt.

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20 Jahr, wunderbar!

Wie sollen wir feiern? So fragten wir uns auf der Redaktion, als es Nina Seiler Anfang Jahr plötzlich entfuhr: «Oh, Wahnsinn! Wir haben im Oktober ja das Zwanzigste.» Wie wollen wir das feiern? Irgendwann meinte dann Clemens Studer: «Dänk mit unseren Frontseiten, da sieht man alles!» All unsere Killerrecherchen, all unsere Hammerthemen, all unsere Darlings. All die Böfei, die guten Zeiten und die schlechten Zeiten, politische Gezeiten, die Stürme und Crashs und immer auch unsere Fieberkurve beim Machen.