Anne-Sophie Zbinden

Editorial

Anne-Sophie Zbinden ist die Chefredaktorin von work.

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Klima, wir kommen!

(Fast) alle reden von der Klimakrise. Und dank dem Druck der Strasse bewegt sich politisch auch etwas. Die deutsche Regierung hat ein eher zaghaftes Klimaschutzprogramm beschlossen. Aber immerhin! Und auch das Bundeshaus kommt langsam in die Gänge. Dies, obwohl die Schweiz Deutschland in Sachen erneuerbare Energien weit hinterherhinkt. (Fast) alle geben sich und haben also ihre Mühe mit dem ökosozialen Umbau. Doch niemand hat bisher konkret aufgezeigt, dass dieser machbar ist. Dass eine Netto-Null-Schweiz beim CO2 sogar bis 2030 machbar ist. Wie dies die Klimabewegung fordert. Jetzt präsentiert work den grossen Klima-Umbauplan in 19 Schautafeln.

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Wer regiert die Schweiz?

Politik ist käuflich. Das wissen wir schon seit Hans Tschänis Grundlagenwerk über die Schweizer Filzokratie von 1983. Aber erst jetzt wissen wir ein bisschen mehr über die Dimensionen in Franken: Alleine die Versicherungen, Krankenkassen und der Finanzplatz erkaufen sich ihre Bundeshaus-Politikerinnen und -Politiker mit geschätzten 6,5 Millionen Franken pro Jahr. Ein Mandat von einer Krankenkasse schenkt mit 12'839 Franken ein. Eines in der Finanz­branche mit fetten 63'427 Franken.

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Die Brandstifter

In Brasilien lodert der Amazonas-Regenwald. Nicht etwa wegen Trockenheit und Dürre, sondern wegen illegaler Brandrodungen. Wenn er Präsident werde, prahlte Jair Bolsonaro im Wahlkampf, werde es «keinen einzigen ­Quadratzentimeter mehr» Umweltschutzgebiet geben. Und Bolsonaro wurde Präsident. Ein lärmiger, hemdsärmeliger und zulangender Präsident. Jetzt können Agrar- und Bergbauunternehmen wieder leichter Wälder abholzen.

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Gegen das Vergessen

Manche Fotos sind brutal konkret. Das von Napalm verletzte, nackte, schreiende Mädchen: die Verkörperung des grausamen Vietnamkrieges. Der kleine Junge im roten T-Shirt, der tot am Strand liegt: das unerträgliche Symbol für das Versagen Europas in der Flüchtlingskrise. Weisse Männer, die in herrischen Posen über halbnackten schwarzen Frauen stehen: verstörende Sinnbilder kolonialistischer Ausbeutung und der sexuellen Gewalt des weissen Mannes.

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Wieder Alltag, Schwestern

«Gell, es war so, dass man jetzt fast nicht mehr in den Alltag zurück­findet», sagte Geschichtsprofessorin Caroline Arni ein paar Tage nach dem Frauenstreik zu mir. Als ich sie fragte, ob sie für work den Frauenstreik analysieren könnte. Denn noch ist wenig darüber nachgedacht worden, was am 14. Juni 2019 eigentlich passiert ist. Wie war dieser gigantische Tag möglich? Und was bedeutet er?

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Ein Streik wird wahr!

Und work kommt mit einer Extra-Frauenstreik-Ausgabe. Mit über 60 Frauen auf 18 Seiten. 37 Frauen, die sagen, warum sie heute am Streik dabei sind: Pflegefachfrauen, Uhrenarbeiterinnen, 1 Regierungs­rätin, Serviceangestellte, 1 Bäuerin, Fuss­ballerin Sarah Akanji und die höchste Schweizerin: Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti. Sie unterbricht heute die laufende Session im Bundeshaus zwischen 11 Uhr und 11 Uhr 15 für den Frauenstreik. Dies ganz zum Wut­anfälleli von SVP-Kläffer Andreas Glarner: «Was für ein Unwort: ‹Frauenstreik›! Welche normale Frau, meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen, will denn streiken? Und wenn ja, wofür?»

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Galaktisch ­relevant

Schreib doch nicht schon wieder über diesen Frauenstreik! Das sagte mir vor zwei Tagen eine gute Freundin und rümpfte ihre schöne Nase: Da fällt in Grossbritannien Theresa May, da stürzt in Österreich die ganze schwarz-blaue Re­gierung, da erhebt sich in Italien nach reüssierten EU-Wahlen der Neofaschist Salvini über alle anderen: und du, was schreibst du? Über einen Frauenstreik, der noch nicht mal stattgefunden hat. Und ich sagte: Warum denn nicht? Warum nicht über den Frauenstreik schreiben? Da ist wenigstens was los, was schon lange nicht mehr los war: Power to the people! Unter dem Pflaster der Strand.

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Blochers: Noch ein Streikgrund

Ganz de Bappe ist Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher ja nicht nur äusserlich, sondern auch, wenn es um die Gleichstellung geht. Nämlich dagegen. Sie ist gegen Frauenquoten in den Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen von Firmen. Gegen einen Vaterschaftsurlaub. Und dagegen, dass der Bund Krippenplätze mitfinanziert. Jetzt poltert die Multimillionärin auch noch gegen den Frauenstreik am 14. Juni: «Alle unsere Mit­arbeitenden, ob Mann oder Frau, haben am 14. Juni sicher anderes zu tun, als zu streiken», ­meint sie. Und droht den Gewerkschaften bei Streik mit der «Kündigung des Kollektiv-Arbeitsvertrags». Herrlibergig halt, wie ihr Daddy.

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Noch 49 Mal …

... schlafen bis zum Frauenstreik am 14. Juni. Dass es wieder einen Frauenstreik gibt, findet auch Agnes Weber «einfach super». Sie ist die Grafikerin, die für den Gewerkschaftsbund das Frauenstreik-Plakat kreiert hat. Drei Frauen aus drei Generationen, mit verschränkten Armen, die uns fadengerade anschauen. Weber sagt: «Mit ihrem Blick und ihrer Körper­haltung drücken die Frauen aus: ‹Hallo, da sind wir. Und jetzt längt’s im Fall.›»

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Brexit ist Exit

Raus, aber wie: hart? weich? Oder doch nur halb? Grossbritannien versinkt im Brexit-Chaos. Denn das Vereinigte Königreich und die EU sind eng verzahnt. Wirtschaftlich und politisch. Selbst die britische Regierung weiss es: Der Ausstieg aus der EU schadet der Wirtschaft. Brexit ist Exit: Bereits planen die Banken die Verschiebung von Arbeitsplätzen und Kundengeldern nach Kontinentaleuropa. Kommt dazu, dass England «den schlimmsten Lohnabbau seit 200 Jahren» erlebt. Das hat der britische Gewerkschaftsbund Trades Union Congress (TUC) berechnet. Dies, während die Banker und Fondsmanager in Londons Finanzcity mit immer wahnwitzigeren Salären davongaloppieren.

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Gruppenbild mit zwei Herren

Er war der erste Kanton, in dem die Frauen wählen konnten: der Kanton Waadt. Das war 1959 und zwölf Jahre bevor schliesslich die ganze Schweiz das Frauenstimmrecht einführte. Und nun schreibt der Westschweizer Kanton schon wieder Frauengeschichte. Mit neu 5 Frauen im Regierungsrat. 5 Frauen und 2 Männern. Und alle Frauen sind erst noch Mütter.

Editorial, Frauenstreik

Endlich Aufbruch!

Die mageren politischen Jahrzehnte sind endlich vorbei: Die Klimajugend wagt den Aufstand. Weltweit. Weil es keinen Planeten B gibt. Weltweit protestieren und streiken auch die Frauen. Für mehr Lohn, mehr Zeit und für Respekt. Plötzlich ist wieder Bewegung in der Welt, Power und Hoffnung. Plötzlich wollen wieder Hunderttausende die Welt ver­ändern. Halten eine bessere Welt für möglich: eine frauenfreundlichere, gerechtere, ökologischere und friedlichere Welt. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, existenz­sichernde Renten, eine gerechte Ver­teilung von Haus- und Sorgearbeit, eine CO2-neutrale Schweiz bis 2030 und dass «man die Hauptverantwortlichen für den Klimawandel, die Grosskonzerne und die Banken, zur Rechenschaft zieht».